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In Österreich sind laut Zulassungsstatistik der Wirtschaftskammer fast 450.000 Traktoren zugelassen, 85.000 davon in der Steiermark. Dazu kommen 9.100 Mähdrescher sowie unzählige Maschinen und Apparate zum Ernten, Melken, Ausmisten, Schlägern, Futtereinbringen, Bodenbearbeiten oder für den Pflanzenschutz … Und alle müssen hin und wieder regelmäßig überholt oder repariert werden – vom Landmaschinentechniker. Für heimische Landwirtschaft ist diese Berufsgruppe überlebenswichtig. In der WIFI-Meisterschule „Landmaschinentechnik“ bereiten sich die engagierten Spezialisten auf ihre Meisterprüfung vor.
Wohin entwickelt sich die Landmaschinentechnik,
Herr Ing. Thierschädl?
Ing. Gerhard Thierschädl ist Landmaschinenmeister, gerichtlich beeideter Sachverständiger auf dem Gebiet und seit bald 15 Jahren auch als Trainer am WIFI engagiert: „Ich bin ein Bauernbua, also auf einem Bauernhof mit viel Arbeit aufgewachsen und habe Landmaschinenmechaniker gelernt. Heute heißt das Landmaschinentechniker, der Beruf ist mit dem Maschinentechniker verwandt. Das Berufsbild umfasst die gesamte Metallverarbeitung, das heißt, ein Landmaschinentechniker muss Teile aller Art anfertigen und reparieren können, sich aber auch mit der hochspezialisierten Technik und der Elektronik im bäuerlichen Maschin
Landmaschinentechnik – früher und heute
„Im Grunde genommen ist die Technik im Traktor heute dieselbe wie vor 100 Jahren“, schmunzelt der WIFI-Trainer. „Der Kolben im Motor bewegt sich immer noch rauf und runter. Und als Treibstoff fungiert immer noch der Dieselkraftstoff. Nur analog ist die Technik nicht mehr. Die Aufbereitung des Kraftstoffgemisches und die Einspritzung laufen über ein elektronisch gesteuertes Common Rail System, der Einspritzdruck hat sich von ehemals 80 bar auf bis zu 2.500 bar erhöht und die Verbrennung ist dank feinster Zerstäubung nahezu rückstandsfrei. Sensoren steuern den optimalen Kraftstoffverbrauch und ermöglichen damit einen früher ungeahnten Wirkungsgrad. Und das ist nur ein kleiner Einblick in die Technik von heute.“Elektronik, wohin das Auge schaut
Melkanlagen saugen die Milch vollautomatsch ab. Will der Bauer die Qualität seiner Milch bestimmen, macht er das auf Knopfdruck. Auch die Klimaanlage zur optimalen Kühlung der Milch ist computergesteuert – sie gehört übrigens selbstverständlich auch zum Einsatzgebiet eines Landmaschinentechnikers. Und der Mähdrescher hat GPS mit an Bord. Theoretisch könnte er in einem überwachten System bereits autonom fahren … Wie also schauen die Landmaschinentechnik und der Beruf des Landmaschinentechnikers in der Zukunft aus?Der Faktor Mensch bleibt unersetzlich
„In unserem Bereich geht nichts ohne den Menschen“, ist Ing. Thierschädl überzeugt. „Was ein Landmaschinentechniker in der Reparatur leistet, ist immer individuell und kann von keinem Computer und keiner Maschine ersetzt werden. „Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass das komplexe Aufgabengebiet mit Mechanik, Elektrik, Elektronik, Hydraulik und Pneumatik künftig Spezialisierungen erfordert. Das gesamte System zu verstehen und zu beherrschen ist eine riesige Herausforderung. Möglicherweise kommt es zu Schwerpunktsetzungen, wie das auch bei den Kfz-Technikern geschieht.“An welchen „Schrauben“ dreht die Landmaschinentechnik noch?
Können die Maschinen eventuell noch größer werden? „Eher nicht“, meint der langjährige Experte, „sonst kann man weder am Feld, noch auf der Straße weiter damit fahren. Hat ein Mähdrescher früher zum Beispiel drei bis vier Reihen auf einmal bearbeitet, sind wir heute bei zwölf. Da scheint das Ende der Fahnenstange erreicht.Auch die Automatisierung am Bauernhof ist längt reale Gegenwart. Bleibt die Frage nach autonomem Fahren – aber lohnt sich das, ist das wirtschaftlich? Technisch ist das heute natürlich bereits machbar, der Aufwand dafür scheint mir aber doch extrem komplex und groß zu sein.“
Treibstoff am Feld der Zukunft?
Natürlich wird auch in der Landwirtschaft das Thema fossile Brennstoffe diskutiert“, bestätigt Ing. Thierschädl. „Bei den Kleingeräten wie Rasenmäher oder Motorsägen haben wir die sogenannte E-Mobilität bereits. In Bezug auf Großmaschinen ergibt sich jedoch das Problem der Kapazität. Während der Heuernte hat man keine Zeit zum Aufladen, wenn ein Gewitter im Anzug ist. Und Wasserstoff – wie funktioniert eine Speicherung bei einem Gerät, das ständig über Stock und Steine fährt? Und wie ist das bei einem Crash mit der Sicherheit…?Die Ausbildung unserer Landmaschinentechniker in der WIFI-Meisterschule ist selbstverständlich immer am neuesten Stand, Neuerungen werden sofort integriert. Das gilt für alle Entwicklungen. Zur Zeit habe ich jedoch das Gefühl, dass die Maschinen am Land bereits sehr gut entwickelt sind. Und bahnbrechend Neues scheint mir nicht in Sicht.“