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Fibonacci-Spirale: Gute Bilder mit dem Goldenen Schnitt

Die Fibonacci-Spirale oder Goldene Spirale verdankt ihren Namen dem italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci. Seine als „Fibonacci-Folge“ weltberühmte Zahlenreihe beschäftigte nicht nur Berufskollegen des mittelalterlichen Zahlenjongleurs. Sie ist auch in der bildenden Kunst ein Begriff, erlangte Weltruhm in der Literatur (Dan Brown, Da Vinci Code) und eroberte nicht zuletzt die Kunst der Fotografie im Sturm. Hier gilt sie nämlich als Garant für das perfekte Bild. Das menschliche Auge kann sich an Bildkompositionen, die an ihr ausgerichtet sind, nämlich sprichwörtlich nicht satt sehen. Allerdings ist die Goldene Spirale streng genommen „nur“ eine Weiterentwicklung des Goldenen Schnitts, einer mathematischen Formel von Euklid aus dem Jahr 250 v. Chr. Vom Goldenen Schnitt bis zur Goldenen Spirale ist es tatsächlich jedoch ein weiter Weg. Ein unendlicher, um genau zu sein.

Die Perfektion der Unendlichkeit

Die Fibonacci-Folge ist unendlich. Sie besteht aus einer nie endenden Abfolge von Zahlen, wo jede neue Zahl aus der Summe der beiden vorangestellten gebildet wird. Die grafische Umsetzung der Fibonacci-Zahlen innerhalb eines Rechtecks zeigt Felder unterschiedlicher Größe. Ihre Seitenlängen ergeben sich aus dem Wert der jeweiligen Zahl. Von innen nach außen hin werden die Felder immer größer. Spannt man über ihre Diagonalen einen Bogen, entsteht eine Spiralform, welche als Goldene Spirale in der bildenden Kunst Furore machte. Auf das Praktische reduziert bietet sie ein einfaches Raster, an welchem ideale Bildkompositionen ausgerichtet werden, um nichts Geringeres zu erschaffen als Perfektion.

 

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Mit Fibonacci zum perfekten Foto

Während in Zeiten der analogen Fotografie noch viel Fantasie, ein geschultes Auge und der perfekte Moment zeitgleich nötig waren, um ein dem Ideal der Goldenen Spirale gerechtes Foto zu knipsen, zeigen uns die Möglichkeiten der Digitalfotografie und vor allem: der digitalen Bildbearbeitung ganz neue, unkomplizierte Wege auf, um Jahrhunderte nach ihrer mathematischen Manifestation der Goldenen Spirale alle Ehre zu bereiten. Eine Schablone ist dabei ein einfaches, aber goldrichtiges Hilfsmittel. Die Spirale kann so – im Original, oder gespiegelt – über jedes Bild gelegt werden und den perfekten Bildausschnitt lokalisieren. Das Beste daran: Diese Methode funktioniert analog ebenso wie digital. Für die digitale Bearbeitung empfiehlt sich ein Abspeichern der Spiral-Schablone mit transparentem Hintergrund. Ein Feature, das jedes durchschnittliche Bildbearbeitungsprogramm mittlerweile beherrscht. Das bevorzugte Dateiformat sollte wie immer, wenn Transparenz gefragt ist, PNG sein.
 

Voraussetzungen, Dos & Don’ts

Perfektion ist bekanntlich keine einfache Sache. Strebt man als Fotograf*in danach, hat man unter Berücksichtigung einiger einfacher Tricks jedoch ziemlich gute Chancen.

Das Foto muss vor allem über genügend Hintergrund verfügen. Je unwichtiger dieser für das eigentlich Motiv ist, desto besser. Denn: Die Goldene Spirale setzt immer am Rand an. Verluste auf einer Bildseite sind daher vorprogrammiert. Problematisch wird dieser Umstand logischerweise bei Nahaufnahmen von Gesichtern, Gegenständen, Tieren oder Gebäuden. Um in diese Zwickmühle gar nicht erst zu geraten, empfiehlt sich immer wieder die alte Fotografen-Weisheit: Besser eine Aufnahme zu viel als zu wenig. Je vielfältiger diese sind und je unterschiedlicher die Perspektiven, desto mehr Spielraum hat man im Anschluss, um den einen Bildausschnitt mit der stärksten Message zu finden.
 

Wenn Harmonie die Harmonie stört

Die Goldene Spirale signalisiert unserem Gehirn Wohlgefallen, ideale Proportionen und ein insgesamt harmonisches Stimmungsbild. Unabhängig vom Motiv gehen unbewusst immer angenehme Schwingungen mit einem Fibonacci-Bild einher. Diese Good Vibrations sind eine hervorragende kostenlose Zugabe, wenn es um Familienfotos, Urlaubsbilder und Pärchen-Selfies geht, wo Romantik, Freude und Liebe die zentralen Themen sind.

Gänzlich unerwünscht ist dieser Effekt jedoch für Presse-Fotos, Tatsachenberichte und Dokumentationen, die den Ist-Zustand zeigen sollen, nicht den idealen. Wie jedes andere Werkzeug muss man auch die Goldene Spirale richtig anwenden. Im falschen Kontext kann Harmonie schnell zum Störfaktor werden.
 

Glänzende Aussichten in guter Gesellschaft

Die Ästhetik von Goldenem Schnitts und Goldener Spirale machten sich eine Vielzahl von berühmten Künstlern zunutze, um ihre Werke besonders gefällig zu gestalten. Die prominentesten Vertreter sind Leonardo Da Vinci und Albrecht Dürer, aber auch die zeitgenössische Kunst bedient sich hier und wähnt im Goldenen Schnitt nach wie vor eine sichere Bank. Interessantes Detail am Rande: Auch die moderne Musik versucht in experimentellen Kompositionen, den Schwingungen des Goldenen Schnitts zu folgen oder zumindest eine Annäherung zu erzielen und musikalisch umzusetzen. Erstaunlicherweise funktioniert die Fibonacci-Folge hier nicht unbedingt: Ein für das menschliche Gehör wohlklingendes Ergebnis bleibt aus.
 

Fibonacci-Spirale: Goldgrube oder Trugbild?

Die ungebrochene Popularität von Goldenem Schnitt und Goldener Spirale in der bildenden Kunst wird meistens durch das kontinuierliche Vorkommen darauf beruhender Konstrukte und Bildkompositionen in der Natur begründet. Bestes Beispiel: das Schneckenhaus. Aber auch Anordnungen von Blättern und Zweigen auf Bäumen können eine ideale Zusammenschau erkennen lassen – vorausgesetzt, man sucht gezielt danach. Genau hier liegt das Hauptargument, das von kritischen Geistern im Hinblick auf die Fibonacci-Spirale immer wieder gebracht wird: Keineswegs kommen solche Bilder häufig vor, das menschliche Auge sei nur durch die Zeiten hindurch darauf geprägt worden.

Das Ideal des Goldenen Schnitts und seiner Weiterentwicklung, der Goldenen Spirale, sei uns durch häufiges Verwenden in der bildenden Kunst quasi antrainiert worden. Natürlich könnte man sich nun dieser Diskussion stellen, die zahlreiche wissenschaftliche Fachgebiete jenseits von Mathematik und Kunstgeschichte zu beschäftigen weiß. Die Frage, was vorher da war – Henne oder Ei – ist bislang ja auch bisher nicht hinlänglich beantwortet worden. Für Fotografen reicht es aber zu wissen, dass sie mithilfe einer unendlichen Zahlenfolge aus dem Mittelalter in Gegenwart und Zukunft hervorragende Bilder zustande bringen werden. Diese erfreuen das Auge des Betrachters und erfüllen auch in schwierigen Zeiten die menschlichen Sinne zuverlässig mit Harmonie und Eintracht. Kunst darf das, notfalls unendlich mal unendlich.

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